Im Körper liegt der Schlüssel – warum es sinnvoll sein kann, (noch) nichts zu fühlen
(und warum du dir alle Zeit der Welt nehmen darfst)
Viele Menschen haben das Gefühl, irgendwie abgeschnitten von sich selbst zu sein. Sie spüren sich nicht richtig. Sie fühlen sich leer oder taub, vielleicht auch orientierungslos oder permanent innerlich unruhig. Manchmal wird dieses Nicht-Fühlen mit Selbstvorwürfen verbunden: „Ich müsste doch eigentlich…“ oder „Warum geht das bei mir nicht?“
Aber was, wenn genau dieses Nicht-Fühlen ein intelligentes Schutzsystem ist? Was, wenn dein Körper ganz genau weiß, warum er dich gerade nicht in Kontakt mit bestimmten Gefühlen bringt?
1. Der Körper speichert alles – auch das, woran du dich nicht erinnerst
Dein Körper ist kein bloßer „Mitläufer“ deines Verstandes – er ist ein eigenständiges, hochintelligentes System. Schon sehr früh, noch bevor du überhaupt bewusst denken konntest, hat dein Körper gespeichert, was sich sicher anfühlte – und was nicht.
Wenn du z. B. als Kind Situationen erlebt hast, die emotional überfordernd waren, dann hast du gelernt: Hier ist es besser, nichts zu fühlen. Diese Strategie war einmal überlebenswichtig. Und genau diese Muster wirken heute noch – selbst wenn du längst erwachsen bist.
Vielleicht möchtest du heute Nähe zulassen, dich selbst spüren, deine Gefühle zulassen. Aber dein Körper hält dagegen – nicht weil er gegen dich ist, sondern weil er gelernt hat, dich so zu schützen. Und solange das Erlebte nicht in sicherem Rahmen gesehen und verarbeitet wurde, bleibt dieser Schutzmechanismus aktiv.
2. Heilung geschieht im Körper – nicht im Kopf
Wir können vieles kognitiv verstehen. Und das ist auch ein wichtiger Schritt. Aber echtes Erleben – Vertrauen, Sicherheit, Loslassen – passiert auf Körperebene.
Das bedeutet: Wenn du dich sicher fühlst, dann spürt das nicht dein Verstand, sondern dein Körper. Deine Atmung wird ruhiger, deine Muskeln entspannen sich, dein Herzschlag wird gleichmäßiger.
Deshalb ist der Körper nicht nur der Ort, wo Trauma gespeichert ist – er ist auch der Ort, wo Heilung beginnt. Und dafür braucht es nicht noch mehr Leistung, nicht noch mehr „Sich-zusammenreißen“, sondern Zuwendung, Langsamkeit, Mitgefühl und liebevolle Präsenz.
3. Du darfst dir Zeit lassen – dein Körper kennt das Tempo
Heilung ist kein Sprint, sondern ein zutiefst individueller Prozess. Und dein Körper kennt genau das richtige Tempo dafür.
Wenn du im Moment nichts fühlst, ist das okay. Es ist kein Zeichen von Versagen. Es ist ein Zeichen dafür, dass dein System dich gerade schützt.
Mit jedem Moment, in dem du deinem Körper liebevoll zuhörst, stärkst du die Verbindung zu dir selbst. Und je sicherer sich dein Nervensystem fühlt, desto mehr wird es dir erlauben, dich zu spüren – in deinem Tempo, Schritt für Schritt.
Ein leiser Nachklang
Wenn du dich im Moment nicht spürst, bedeutet das nicht, dass etwas mit dir „falsch“ ist. Es bedeutet vielmehr, dass dein Körper sehr weise auf alte Erfahrungen reagiert – und dich schützt.
Der Weg zurück in die Verbindung führt nicht über Anstrengung, sondern über Geduld, Selbstzuwendung und kleine, regelmäßige Schritte. Genau in diesem Raum kann Heilung geschehen.
Genau da beginnt echte Sicherheit – in dir.
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